2. PR-Tage in Osnabrück am 27. und 28. Mai 2017
Mein ganz persönlicher Reisebericht
Der erste Tag
Am
Freitag, dem 26. Mai ging es los im hohen Norden, in Heide. Dort, wo alles
etwas anders ist im stürmischen Nordseewind.
Eine
Freundin brachte mich samt meiner vollgestopften, schweren Reisetasche und
einem Rucksack zum Bahnhof.
Nicht
etwa, dass ich selbst so viele Sachen für zwei Übernachtungen benötige, die
Tasche war zu gut ¾ voll mit gedruckten Flyern, die wir an unserem TCE-Stand
den Besuchern als Informationsmaterial mitgeben wollten.
Der
Intercity Richtung Frankfurt war pünktlich, die Fahrt nach Hamburg-Hauptbahnhof
ereignislos.
Im
Hauptbahnhof hatte ich Glück – dachte ich – dass der Zug auf Gleis 11 einlief
und der Anschlusszug auf demselben Gleis wieder abfuhr. Schon der Ausstieg war
ein Hammer. In Heide war es noch schön kühl gewesen, im Zug durch die
Klimaanlage genauso, aber in dem Bahnhof stand die schwüle Hitze. Zudem war der
Bahnsteig überfüllt. Die Menschen dort nehmen absolut keine Rücksicht. Wieder
einmal bestätigte sich das, was ich von meinen Flugreisen in den Süden zur
Genüge kenne: der Hamburger Hauptbahnhof ist eine Art Überlebenskampf. Jeder
drängelt, rempelt den Nebenmann an, niemand nimmt Rücksicht. Rollstuhlfahrer
oder Mütter mit kleinen Kindern im Kinderwagen werden gleichsam
„untergemangelt“, genauso wie ältere Menschen. Schon bedenklich, wohin unsere
Gesellschaft steuert.
Als
der Zug einfuhr, musste ich mich einige Wagen nach vorne kämpfen. Das ging nur,
nachdem ich ein wenig „massiver“ vorging: „DARF ich BITTE mal durch!“ Nur in
dem entsprechenden bestimmten Ton zeigte es überhaupt Wirkung.
Ich
teilte ein Abteil in der 1. Klasse mit einem netten jungen Mann, der genau wie
ich arbeitete. Wir arrangierten uns problemlos an dem Tisch zwischen uns und
arbeiteten nebeneinander her. Er mit seinem Laptop, ich auf Papier.
Irgendwann
kamen zwei Servicekräfte vom Zugbistro vorbei und boten u.a. Kaffee an. Den
hätte ich gut vertragen können, nahm aber sehr schnell davon Abstand, nachdem
ich einen Hauch davon mitbekam.
Mein
Nachbar bestellte nämlich einen. Die schwarze Flüssigkeit roch, als wäre sie a)
schon beim Kochen viel zu stark gewesen und hätte b) schon einige Stunden in
der großen Pumpkanne verbracht. Für einen kleinen Pappbecher von 0,2 l Inhalt
verlangte man 3,00 €. Damit war das Thema Kaffee hier und jetzt für mich
erledigt.
In
Osnabrück angekommen, hatte ich nur ein paar Meter vom Bahnhof bis zu meinem
Hotel, dem Ibis Budget.
Das
Einchecken verlief unproblematisch, nur mein Ansinnen, mit Bargeld und nicht
mit einer Karte zu bezahlen, löste ein kurzes Zögern bei der netten Dame aus.
„Ja … ich nehme auch Bargeld.“
Hhmmm
– wie lange dauert es noch, bis das Bargeld fast völlig abgeschafft ist?
Ein
sehr modernes Hotel. Es gibt weder Zimmerschlüssel, noch Chipkarten für die
Türen. Jede Tür lässt sich mit einem Zahlencode öffnen, den man zusammen mit
seiner Rechnung erhält. Beides zusammen ausgedruckt auf nur einem Blatt Papier!
Dafür entsprechend kleiner.
Also
Brille rausgeholt, sonst wäre ich nicht auf mein Zimmer gekommen.
Dort
empfing mich angenehme Kühle und ein großes, französisches Bett mit einem
Kinder-Etagenbett quer darüber. Standardeinrichtung der Ibis-Zimmer. Alles
sauber und ordentlich. Das Bett mit einer riesigen Decke (eben für – eigentlich
– zwei Personen), bezogen mit kühlem Baumwollbettzeug. Dusche, Waschecke,
Toilette, ausreichend Handtücher (berechnet für zwei Erwachsene und ein Kind).
Gefiel mir alles zusammen sehr gut.
Sachen
ausgepackt und zuerst unter die Dusche. Einen Moment aufs Bett gelegt und dann
los zum Abendessen. „Hausbrauerei Rampendahl“ hieß das Ziel. Eine Art
Geheimtipp in Osnabrück, den ich schon vom ersten Con von vor zwei Jahren
kannte.
Dort
traf ich noch einige Bekannte auf der PR-Fanszene. Leider konnten wir nicht alle an einem Tisch sitzen, da niemand vorbestellt hatte und auch nicht daran gedacht, dass "Gaststätten-Geheimtipps" meistens am Freitag und Samstag recht voll sind. So mussten wir uns an mehreren Tischen verteilen. Aber auch so waren die Gespräche sehr interessant und vor allen Dingen stressfrei. Von dem guten Essen gar nicht zu reden ...
Da
ich kein Auto dabei hatte, machte unser Chefredakteur vom TCE, Joe Kutzner, für
mich „Taxidienst“ zwischen Hotel und Haus der Jugend. Noch einmal herzlichen
Dank dafür an dieser Stelle, Joe.
Der zweite Tag
Nach
einer ausgiebigen Dusche, dem Styling und einem ordentlichen Frühstück holte
Joe mich schon um 8.15 Uhr ab.
Kurz
nachdem wir dort waren, stürmten die ersten Fans den TCE-Stand. Eine knappe
Viertelstunde wusste ich nicht, wie ich gleichzeitig alle Wünsche befriedigen
sollte – dann war es genauso plötzlich vorbei, wie es begonnen hatte.
Mit
Eröffnung der Veranstaltung im großen Saal und dem Zeigen des Con-Openers von
Raimund war das Foyer wie leergefegt.
Meine
gedruckten Leseproben (s.o.) gingen sehr gut weg. Die Besucher und auch die
Kollegen waren sehr an meinen neuen Projekten interessiert und wir führten direkt vor Ort interessante Diskussionen darüber. Das tut einem als Autor(in)
natürlich gut und zeigt einem auch, dass man rundherum auf dem richtigen Weg ist.
Joe
hat extra einen großen, runden Tisch aus dem großen Raum hinter uns
herangeschleppt, dazu vier Stühle und mit den Flyern einen kleinen Lesetisch
unserem Stand gegenüber aufgebaut. Ist gut angenommen worden.
Direkt
nach der Eröffnung kam Kurt Kobler hereingeschneit. Der wirkte recht munter und
im Gegensatz zu uns gut ausgeschlafen. Wir alle und er freuten sich, dass es
zumindest mit dem Samstag noch geklappt hatte.
Von
den „A-Promis“ waren am Samstag Kai Hirdt (nur ganz kurz ein paar Stunden),
Klaus Bollhöfener von VPM, Uwe Anton, Olaf Brill (der neue Lektor und
Chefredakteur für die Stellaris-Geschichten) Dennis Mathinek und Roman
Schleifer anwesend.
Wie
in Wien blieb ich fast durchgehend am TCE-Stand. Es macht mir Spaß, dort mit
den Fans zu plaudern und Kontakte zu pflegen bzw. neue zu knüpfen.
In
Osnabrück habe ich auch endlich Alexandra Trinley von der Redaktion der SOL
persönlich kennengelernt. Es hat uns beide sehr gefreut.
Ein
sehr interessanter Besucher war ein Student von der TH Köln, der für eine
Semesterarbeit Material sammelte. Er hat Videomitschnitte und Interviews
gemacht.
Am
späten Nachmittag nahm ich mir dann doch eine Auszeit am Stand. Ich wollte den
Vortrag von Joe Kutzner und Kurt Kobler zum Castor-Gedenkwerk und zur
Neuauflage des Romans „Piraten zwischen Mars und Erde“, einem sehr frühen Werk
von K.H. Scheer aus dem Jahr 1951 hören.
Zum
Glück war der Vortragstermin abends im Kleinen Saal im 1. Stock. Da war es
schön kühl und angenehm. Der Vortrag gefiel mir sehr gut und kam auch allgemein
gut an.
Das
Hörspiel nach meiner Kurzgeschichte „Ein ganz besonderer Moment“ von Claudia
Hagedorn lief von Anfang an gut. Claudia hatte keine Probleme, Teilnehmer zu
finden. Dafür hatte sie „hausgemachte“ Probleme. Ihr kleiner Sohn, 11 Jahre
alt, hat Gucky gesprochen (sehr gut meiner Meinung nach). Nur, ein Junge in dem
Alter hat in den Pausen anderes vor, als brav zu warten, bis Mama ihn wieder
braucht. Es entwickelte sich zu einer Art Verfolgungsjagd über den Con …
Um
18.00 Uhr begann die Versteigerung. Joe war als Auktionator richtig gut.
Trotzdem gingen nicht alle Stücke weg, weil teilweise zu hohe Anfangsgebote
gefordert wurden.
Nach
der Versteigerung wurde das Hörspiel präsentiert. Claudia und mir machte die
gemeinsame Präsentation riesigen Spaß.
Abends
sind wir in einer sehr netten Gruppe, hauptsächlich vom TCE, zum Essen
gegangen.
Schräg
gegenüber vom Veranstaltungsort ist ein Kartoffel-Haus. Dort gab es nicht nur
Kartoffel-Gerichte, sondern auch andere.
Wir
haben alle Kartoffel-Aufläufe gefuttert. Kartoffel-Pizza (Pizza, nur der Boden
bestand aus Kartoffelscheiben, sonst identisch), Flammkuchen (genauso),
ungarisch. Ich hatte einen indischen Auflauf mit Mandarinen, Pfirsichen,
leckeren Hähnchenstücken, Curry-Soße und leckerem Gratin-Käse. Jedenfalls waren
wir hinterher alle richtig satt.
Haben
draußen im Biergarten gesessen. War bei der Luft (es war den ganzen Tag richtig
unangenehm warm und schwül) sehr angenehm. Bis um kurz nach 23.00 Uhr haben wir
es ausgehalten. Eine sehr nette und geistig anregende Diskussionsrunde, nicht
nur über PR, sondern auch andere, interessante Themen.
Joe
erzählte eine Anekdote, bei der ich ein wenig Luft holen musste. Er hatte
neulich im Wartezimmer vom Arzt drei ältere Damen getroffen, die sich kannten
und darüber unterhielten, dass sie sich ein paar Tage später bei einem anderen
Facharzt wieder treffen wollten. Man trifft sich also im Wartezimmer beim Arzt.
Kein Wunder, dass es überall so voll ist. DAS wusste noch nicht einmal ich,
obwohl ich viele Jahre im Krankenhaus gearbeitet habe.
Joe
brachte mich zum Hotel zurück. Vorher raubte der Kassenautomat vom Parkhaus ihn
aus, indem er ihm geschlagene 15 € für den Tag abforderte. Ganz schön heftig!
Im
Hotel schälte ich mich aus meinen an der Haut klebenden Sachen und sprang ….
ähh … humpelte – unter die Dusche. Mit ausgiebig warmem Wasser (die Dusche war
ganz hervorragend) wurde ich wieder zu einem Menschen. Kurz mit Michael
Pfrommer über den Messenger geplaudert und letzte Kleinigkeiten für den Vortrag
am Sonntag abgestimmt, den ich von ihm übernommen hatte, da er terminlich
verhindert war (s.u.).
Der dritte Tag
Ein
erster Blick in den Spiegel: Nein!!!!!!!
Am
Abend vorher Haare gewaschen, nur ein Handtuch über das Kopfkissen und
eingeschlafen. Ergebnis: Struwwelpeter wäre neidisch geworden!
Der
Tag fing doch ausgesprochen gut an!
Unter
die Dusche, fertiggemacht, angezogen, gestylt. Meine Haare mit einer Riesenportion
Haarspray gebändigt. Frau ist ja nicht so ganz hilflos.
Gefrühstückt.
Sachen aus dem Zimmer geholt, an der Rezeption verabschiedet. Dann war Joe auch
schon da.
Ein
kurzer Rundblick um unseren Stand herum. Da kam auch schon der erste Kunde. Also
waren wir gleich gefordert.
Joe
hatte am Abend vorher aus dem Video und den Abbildungen, die ich ihm auf dem
Stick mitgebracht hatte, eine PowerPoint-Präsentation gebaut. Echt toll
geworden. Letzter Probelauf auf seinem Laptop. Alles einwandfrei …
Die
Wiederholung des Con-Openers war zu Ende, alles still und ich kletterte über
die Anschiebetreppe auf die Bühne. Denn nun kam mein Part. Der Vortrag über die
Andromeda-Reihe des TCE, die MdI Extended von Michael Pfrommer und Kurt Kobler.
Anfangen
wollte ich mit dem ausgesprochen fantastischen Trailer von Raimund Peter.
Aber
- wie immer – die Technik streikte. Die zwangsläufig entstehende Pause nutzte
ich, um den Fans einige Besonderheiten über den „Wilden Westen der
Bundesrepublik“ bzw. „Das letzte Abenteuer Europas“ zu erzählen. Für
diejenigen, die nicht dabei waren: ich sprach von Dithmarschen, einem Landkreis
an der Westküste von Schleswig-Holstein mit der Kreisstadt Heide (in der ich
wohne) – wo alles eben „etwas anders“ ist.
Man
nahm das entsprechend mit Humor auf.
Nach
den Reaktionen des Publikums kam der Vortrag gut an. Man nahm die umfangreichen
Informationen, die Michael in den Text gepackt hatte, den er mir für diesen
Vortrag geschrieben hatte, gerne auf.
Natürlich habe ich in meinem Vortrag kein Wort davon verraten, wie die Handlung des Buches genau aussieht.
1. Wissen es bisher nur die beiden Autoren ganz genau.
und
2. Spoiler ich nicht. Das ist eine Ehrensache unter Autoren.
Sollte in einem anderen Bericht über Osnabrück ein Satz oder Absatz zu lesen sein, wie die Handlung weitergeht, ist das reine Spekulation desjenigen, der den Bericht verfasst hat - ohne die geringste Grundlage.
Dazu verweise ich gerne auf das Video vom Vortrag bei Youtube:
Dann ging die Veranstaltung schnell zu Ende. Der folgende Expokrat überzog seinen Vortrag auch, genau wie ich schon vorher. Okay, nicht mehr unser Problem. Wir hatten endlich einmal auf einem Con genügend Zeit.
Natürlich habe ich in meinem Vortrag kein Wort davon verraten, wie die Handlung des Buches genau aussieht.
1. Wissen es bisher nur die beiden Autoren ganz genau.
und
2. Spoiler ich nicht. Das ist eine Ehrensache unter Autoren.
Sollte in einem anderen Bericht über Osnabrück ein Satz oder Absatz zu lesen sein, wie die Handlung weitergeht, ist das reine Spekulation desjenigen, der den Bericht verfasst hat - ohne die geringste Grundlage.
Dazu verweise ich gerne auf das Video vom Vortrag bei Youtube:
Dann ging die Veranstaltung schnell zu Ende. Der folgende Expokrat überzog seinen Vortrag auch, genau wie ich schon vorher. Okay, nicht mehr unser Problem. Wir hatten endlich einmal auf einem Con genügend Zeit.
Danke
an die PRFZ, die uns das ermöglicht hat, auf einer Veranstaltung von Fans für
Fans die Projekte der Fans entsprechend zu präsentieren!
Joe
brachte mich anschließend zum Bahnhof. Dort stand die Hitze, fürchterlich.
Wir
verabschiedeten uns und Joe ging per Auto auf die Heimreise.
Die Heimfahrt
Bis
zur Abfahrt meines Zuges um 17.23 hatte ich noch eine gute Stunde Zeit. Also
ging ich in das Bistro einer ortsansässigen Bäckerei im Bahnhof. Seit dem
Frühstück hatte ich nichts mehr gegessen und Tag war wirklich anstrengend
gewesen.
Ein
großes Brötchen und eine Cola weckten meine Lebensgeister wieder halbwegs.
Jedenfalls so, dass ich die Fahrt in Angriff nehmen konnte.
Der
erste Schock in der Haupthalle auf der Anzeigetafel für meinen Intercity: Wagen
4 fehlt, Wagen 12 verschlossen, Verspätung ca. 15 Minuten.
Damit
war mein Anschlusszug in Hamburg-Altona abgehakt. 12 Minuten Umsteigezeit waren
eingeplant.
Wie
der Teufel so spielt: meine Platzreservierung hatte ich natürlich im Wagen 12.
Also
rein zur DB-Fahrplaninformation.
Zwei
nette DB-Mitarbeiter: eine Dame und ein Herr. Im Repräsentationsoutfit trotz
der Hitze, die Dame mit rotem Halstuch, der Herr mit roter Krawatte.
Im
Wagen 12 war die Klimaanlage ausgefallen. Nein, einen Platz in einem anderen
Wagen könne man nicht so kurzfristig noch reservieren. Im Computer stehe:
„Reisende auf die anderen Wagen verweisen.“
Wie
es mit meiner Zugbindung sei, weil ich den Anschlusszug nicht mehr bekomme.
Nein, der Anschlusszug, der Regionalexpress nach Westerland, sei kein Fernzug,
nur dafür gelte die Zugbindung. Außerdem entfalle die bei einer Verspätung
ohnehin. Wenn ich eine Stunde und mehr Verspätung habe, könne ich 20 % vom Fahrpreis
erstattet bekommen. Die Dame drückte mir gleich das entsprechende Formular in
die Hand, das in einem ca. 20 Zentimeter hohen Stapel auf ihrem Tresen lag.
Sie
gab mir noch einen sehr guten Tipp: „Stellen Sie sich auf dem Bahnsteig
zwischen die Buchstaben D und E, dort hält die 1. Klasse.“
Gut
zu wissen.
Das
kam mir später auch zugute. Denn aus den ursprünglich 15 Minuten Verspätung
wurde, bis der Zug endlich einlief, eine knappe Stunde.
Der
Ausweichwagen total überfüllt. Und eine stickige, brütende Hitze. Ich bekam
noch einen Sitzplatz an einem Vierertisch zusammen mit einer jungen Mutter und
zwei kleinen Kindern. Die Frau wirkte auch schon recht gestresst. Sie bat mich,
am Fenster zu sitzen, da sie immer mal wieder aufstehen müsse.
War
mir sogar recht. Also richtete ich mich am Fenster ein, meine Tasche
(inzwischen ohne die Flyer viel leichter als auf der Hinfahrt) wuchtete ich auf
die Gepäckablage hoch. Nicht etwa, dass jemand der anwesenden Herren behilflich
war …
So
war ich dann bereit für die weiteren Katastrophen.
Die
zwangsläufig kamen: Die Toilette war ausgefallen. Zum Glück war ich in
Osnabrück auf dem Bahnhof dort gewesen. Sehr sauber und ordentlich, so dass ich
mir die Hände bis zu den Ellenbogen hinauf vernünftig abwaschen konnte. Und ich
hatte mir in weiser Voraussicht eine Flasche Selter bei dem Bistro mitgenommen.
Insofern
hatte ich auf meinem Fensterplatz alles, was ich brauchte. Nur keine
Funkverbindung. Das WLAN vom Zug war ausgefallen (wie ich später hörte, wurde
sogar in den Nachrichten am Sonntag gemeldet, dass das gesamte Netz der DB aus
unbekannten Gründen abgestürzt war) und genauso keine Mobilfunknetze.
Verbindungsbalken auf der Anzeige des Smartphones: Anzahl = null.
Außerdem
war das Bordrestaurant wegen technischer Probleme genauso geschlossen worden.
Zudem fuhr der Zug so langsam, dass er noch einmal zusätzliche 30 Minuten
Verspätung einfuhr bis Altona.
Ich
erfuhr, dass der Wagen 12 auf einem Zwischenbahnhof (der Zug kam aus Münster)
geräumt und die Reisenden auf die anderen Wagen verteilt werden mussten.
Die
junge Mutter kämpfte tapfer. Die Kinder waren total hinüber. So sehr, dass der
kleine Junge anfing, nach den Leuten zu hauen.
Und
dann auf die letzte Weise protestierte, die ihm noch blieb: Wo und wann macht
ein kleiner Junge, der noch Windeln anhat, sein großes Geschäft? Natürlich in
die Windel, wenn die Toilette geschlossen ist.
Hier
kam mir wieder meine Krankenhausabhärtung zugute. Andere Reisende hatten diesen
Vorteil nicht. Die Klimaanlage war in diesem Wagen nämlich auch bereits
ausgefallen.
Mein
Angebot, den Jungen hier zu wickeln, nahm die Mutter nicht an, da die
Mitreisenden sich nun auch über den entsprechenden Geruch aufregten.
Dann
kam endlich der Zugbegleiter zur Fahrkartenkontrolle. Tapfer in Anzughose,
ehemals gebügeltem Hemd, sogar die Weste und die unvermeidliche rote Krawatte.
Natürlich
wusste ich, dass mein Online-Ticket nur in Verbindung mit Personalausweis oder
Bahncard gültig war. Aber da das bei der Hinfahrt nicht verlangt worden war,
hatte ich nicht daran gedacht. Und meine Papiere waren gut versteckt und
verpackt in meiner Tasche in der Gepäckablage.
„Muss
das wirklich sein? Sie sehen doch, dass die Fahrkarte schon auf der Hinfahrt
kontrolliert worden ist.“
Dass
sein Kollege den Ausweis nicht gesehen hatte, wusste er ja nicht.
Trotzdem.
Er hielt an den Vorschriften fest. Also Tasche herunterwuchten. Nein, er kam
nicht auf die Idee, mir zu helfen. Und die anderen Herren ebenfalls wieder
nicht. Ja, selbst ist eben die Frau … - obwohl meine innere Wut sich so langsam
steigerte …
Endlich,
hinter Bremen, hatte ich wieder Funkverbindung und konnte meine Abholerin
anrufen. Die ging ja noch von 21.00 Uhr aus.
Da
der Zug so langsam gefahren war, erreichte ich den Regionalexpress nach
Westerland gerade eben noch.
Eine
Wohltat: Ein neu eingesetzter, fast leerer Zug, schön kühl.
Und
einen Zugführer, der Humor hatte und mich tatsächlich etwas aufrichtete: „Meine
Damen und Herren, ich begrüße Sie zu unserer schönen Sonnenuntergangsfahrt zur
schönen Sonneninsel Sylt.“
Ja,
die Fahrt war wirklich schön durch den Sonnenuntergang quer durch
Schleswig-Holstein. Leider bekam ich davon nicht mehr viel mit …
Meine
Abholerin holte mich direkt am Bahnsteig ab.
Außer
ein paar Stichworten während der kurzen Autofahrt verschob ich den Bericht auf
den nächsten Tag.
Und
eine gute Stunde später lag ich endlich in meinem Bett, überlegte mir, wie
viele Knochen ein Mensch denn nun genau hat. Meine beiden Tiger lagen neben mir
und freuten sich, dass ihre Mama wird zu Hause war …
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